Problembeschreibung
Schule macht krank:
Ein hoher Krankenstand bei Schüler*innen und Lehrkräften, Schulverweigerung, Burnout und der Mangel an Lehrkräftestellen in der Zukunft sind alarmierende Probleme.
Der Arztreport der BARMER ergibt beispielsweise, dass 25% der jungen Erwachsenen psychische Probleme hat und Schule der Hauptgrund dafür ist. Auch unter den Beschäftigten im Bildungssystem gilt knapp ein Drittel als psychisch krank und viele Lehrkräfte verlassen die Schule bereits innerhalb der ersten Dienstjahre wieder.
Veraltete Strukturen:
Neue Erkenntnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen, dass gesunde Entwicklung und zeitgemäßes Lernen längere Lernphasen, fächerübergreifendes, realitätsbezogenes, interessengeleitetes Lernen sowie eine positive Lernatmosphäre mit möglichst wenig negativem Stress benötigen. Die Schüler*innen selbst sehnen sich nach mehr Mitsprache und Entscheidungsfreiheit, die im aktuellen Schulsystem oft fehlt. In der Sächsischen Landesstrategie für BNE wird sogar von einer angestrebten Transformation der Lernorte und Lernprozesse im Sinne eines Whole Institution Approaches geschrieben, welche bisher aber nur sehr schleppend und auf Basis einzelner engagierter Lehrkräfte voranschreitet.
Veraltete Inhalte:
Die Lehrpläne hinken den Interessen sowie Bedürfnissen der Schüler*innen angesichts globaler Herausforderungen wie Welternährung, Krieg oder Flucht hinterher. Zukunftsrelevante Themen werden in der Schule teils nur spärlich einbezogen. Obwohl BNE in den Lehrplänen fest verankert ist und damit im Schulalltag umgesetzt werden müsste, findet dies häufig nur auf einzelne Unterrichtsstunden oder Projektwochen begrenzt statt.
Betrachtet man aktuelle und zukünftige Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Klimakrise oder globale Armut mit nur zum Teil absehbaren Folgen für unser zukünftiges Leben, wird deutlich, dass die klassischen Lehrplaninhalte nur noch bedingt auf die sich immer schneller verändernde Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen vorbereitet. Vielmehr benötigt es Raum für Kreativität sowie Stärkung der Handlungs- und Lösungskompetenz, um komplexen Problemen und Veränderungen in der globalisierten Welt gut begegnen zu können.

Um diesen Herausforderungen in Schule begegnen zu können, braucht es auch einen Haltungswechsel. Aktuell ist unser Bildungssystem sehr hierarchisch geprägt. So liegt die Verantwortung für die Auswahl des Stoffes und für die Gestaltung der Lernzeit, aber auch der Freizeit innerhalb der Schule hauptsächlich bei den Lehrkräften und bei der Schulleitung.
Der innere Rollenwechsel von der allwissenden Lehrkraft hin zur Lernbegleitung, die die Schüler*innen in bei ihren Lernprozessen unterstützt, gehört dazu, wenn wir junge Menschen befähigen möchten, Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen und empathische Akteur*innen ihrer Gemeinschaft zu werden. Ähnlich kann sich dieser Haltungswechsel auch in anderen pädagogischen Berufen vollziehen. Die Idee ist, dass den Lernenden mehr zugetraut wird und sie aktiv an ihrem Alltag partizipieren können.
Demokratie beispielsweise lernen wir im Unterricht nur theoretisch. Es wird noch nicht ausreichend, nachhaltig und ernsthaft gelebt, da die Kinder und Jugendlichen nur wenig in (relevante) Entscheidungsprozesse einbezogen werden und damit auch keine Möglichkeit besteht, ihre Meinungen und Interessen zu vertreten.Ebenfalls spüren wir im Bildungssystem wenig gelebte Kreativität, Freiraum und Selbstwirksamkeit, um Mut zu sammeln, sich auch in der realen Welt komplexen Herausforderungen zu widmen und sich eben aktiv an der Auslebung demokratischer Strukturen und der solidarischen Gemeinschaft zu beteiligen.
Nicht zuletzt ist es schließlich auch ein Kinderrecht, informiert zu werden, was sie betrifft – also auch über globale Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsthemen.
